Blindgänger an der Steinkuhle entschärft
Dülmener Zeitung vom 23.10.2020
Entwarnung kam um 21.15 Uhr: Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes haben am Donnerstagabend eine amerikanische Zehn-Zentner-Bombe an der Steinkuhle entschärft. Diese hatte einen Standardzünder. „Das ist für Dülmen ein ganz gewöhnliches Kaliber“, erklärte Horst Schöwe vom Kampfmittelbeseitigungsdienst des Regierungsbezirks Arnsberg. 1,40 Meter lang und 40 Zentimeter breit war sie. Er entschärfte die Bombe gemeinsam mit seinem Kollegen Peter Asmussen. Das Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg war zuvor am späten Vormittag bei Kanalarbeiten gefunden worden.
Weil der Blindgänger bewegt worden war, musste dieser noch am gleichen Tag entschärftwerden. Rund 170 Helfer von Stadtverwaltung, Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienst DRK und das THW kümmerten sich um die Evakuierung. 500 Meter rund um die Fundstelle mussten Häuser und die Geschäfte entlang der Münsterstraße (darunter drei Supermärkte und das Joy’n us) geräumt werden. Rund 2200 Dülmener mussten ihre Wohnungen verlassen oder konnten nach der Arbeit erst einmal nicht nach Hause. Gegen 17.45 Uhr startete die Evakuierung. An der Steinkuhle herrschte aber schon seit 17 Uhr Aufbruchsstimmung. Die meisten der Anwohner konnten bei Bekannten oder Verwandten unterkommen. So wie das Ehepaar Sikora. Das wollte eigentlich mit Hund Gottfried gerade eine Gassirunde machen. „Aber dann wurden wir per Whatsapp benachrichtigt, dass wir evakuiert werden“, erzählte Uwe Sikora beim Verlassen seines Hauses. Wer kein Ausweichquartier hatte, wurde im Forum Bendix an der Friedrich-Ruin- Straße von Helfern des Deutschen Roten Kreuzes betreut - auch das Technische Hilfswerk war zur Stelle. Das rund 50-köpfige DRK-Team unter der organisatorischen Leitung von Michael Hofmann arbeitet ruhig und routiniert. „Wir haben ja schon Übung“, sagte Hofmann mit Blick auf die zahlreichen Bombenentschärfungen der jüngeren Vergangenheit in Dülmen. Hatten sich die Gäste registriert, wurden sie mit Getränken und später mit warmem Essen versorgt. Der große Forumsraum war unter strikter Einhaltung der Hygieneregeln - jüngeren Menschen und Familien vorbehalten. Im ruhigen Foyer der Schule wurden Senioren betreut. Betten waren im Nebenraum aufgestellt. „Je länger es dauert, desto schwerer fällt den Gästen das Warten“, weiß Hofmann aus Erfahrung. Deshalb wurden die Wartenden regelmäßig mit aktuellen Meldung zur Entschärfung versorgt. Erst nachdem die Evakuierung abgeschlossen war, waren Schöwe und Asmussen
gefragt. Die Entschärfung lief nicht, wie oft im Film dargestellt, mit speziellen Schutzanzügen. „Die Bombe hat gesamt ein Gewicht von etwa 500 Kilogramm, davon sind 220 bis 240 Kilogramm Sprengstoff. Ein Splitterschutzanzug würde uns mit seinen 25 Kilogramm Gewicht nur behindern und nicht schützen“, erklärte der Experte des Kampfmittelbeseitigungsdiensts. „Man fühlt sich damit wie ein Michelin- Männchen.“ Obwohl Horst Schöwe seit 27 Jahren in dem Metier ist, sei jede Bombe für ihn eine Herausforderung. „Das ist nie Routine. Ich habe einfach Respekt vor der Situation“, betonte er.
Quelle: Dülmener Zeitung vom 23.10.2020